Artikel: Mehr als nur Steine: Was meine Mondstein-Kollektion über Art Nouveau, Asien und uns heute verrät.

Mehr als nur Steine: Was meine Mondstein-Kollektion über Art Nouveau, Asien und uns heute verrät.
Ich muss euch etwas gestehen – ich habe monatelang ein kleines Geheimnis gehütet! Meine zweite Kollektion steht in den Startlöchern, und ich bin gleichzeitig unglaublich aufgeregt und nervös, sie endlich mit euch zu teilen. Diese "Moon Collection" ist weit mehr als nur Schmuck; sie ist eine Brücke zwischen Welten, eine Hommage an vergangene Kunstbewegungen und eine Spiegelung dessen, was uns heute bewegt.
Die Wurzeln der Kollektion: Eine Aufgabe in Rom
Alles begann letzten Oktober 2024 in Rom, wo ich mein Schmuckdesign-Studium aufnahm. Eine unserer ersten Aufgaben im Designkurs war es, ein Schmuckstück zu entwerfen, das von unseren Wurzeln oder einem Thema inspiriert ist, das uns tief am Herzen liegt. Wenig überraschend für alle, die mich kennen: Ich wählte die asiatische Kunst – eine Leidenschaft, die zu einem Kernstück meiner kreativen Identität geworden ist.
Diese Aufgabe schickte mich kopfüber in ein faszinierendes Forschungs-Loch. Ich grub tiefer in die Verbindungen zwischen Ost und West und stieß auf etwas, das mich zutiefst berührte und gleichzeitig überraschte: die Geschichte, wie Asien auf Europa traf und die europäische Kunst revolutionierte.
Als Asien auf Europa traf: Art Nouveau und Japonisme
Ihr habt sicherlich schonmal vom Jugendstil gehört (eng. Art Nouveau). Diese revolutionäre Kunstbewegung, die um 1900 in Brüssel begann und sich schnell in Frankreich, Deutschland und ganz Europa ausbreitete, suchte nach einem neuen Stil, einer Abkehr von der industriellen Massenproduktion und der Starrheit der damaligen Zeit. Die Künstler und Designer des Art Nouveau wandten sich der Natur zu, inspiriert von Pflanzen, ihren Bewegungen und organischen, fließenden Formen.
Doch eine ihrer wichtigsten Inspirationsquellen kam von unerwarteter Seite: aus Japan. Als Japans Handelsrouten im späten 19. Jahrhundert öffneten, fluteten japanische Holzschnitte Europa. Ihre kühne Linienführung, flachen Kompositionen und natürlichen Motive lösten ein kreatives Beben aus – ein Phänomen namens Japonisme. Viele europäische Künstler, darunter Impressionisten wie Vincent van Gogh, saugten diese neue Ästhetik auf. Van Goghs Gemälde "Blühende Mandelbaumzweige" von 1890 ist ein berühmtes Beispiel für diese Liebe zur japanischen Einfachheit und Eleganz. Auch Juweliere des Art Nouveau ließen sich von den geschwungenen Linien und der Asymmetrie inspirieren, die sie in japanischen Drucken fanden.
Eine zeitlose Sehnsucht nach Authentizität
Was mich so faszinierte, war die Erkenntnis, dass dieser transkulturelle Austausch und diese künstlerische Rebellion gegen die Massenproduktion schon vor über hundert Jahren stattfanden. Es zeigt uns, dass Ideen und Sehnsüchte oft zeitlos sind. Und ist es nicht spannend, wie wir heute eine ähnliche Rückbesinnung erleben? In einer Welt der Perfektion aus Massenproduktion fühlen wir uns wieder von organischen Formen und der Schönheit der Imperfektion angezogen.
Genau hier kommt meine "Moon Collection" ins Spiel. Sie verkörpert alles, was ich liebe: die Ästhetik Asiens, die künstlerische Philosophie des Art Nouveau und meine tiefe Verbundenheit mit organischen Formen. Es ist fast komisch, wie ich zufällig auf diese perfekte Verbindung stieß, die schon ein Jahrhundert vor mir existierte. Die Kollektion ist meine ganz persönliche Art, diese fesselnde Geschichte weiterzuerzählen.
Mondsteine: Brücken zwischen Kulturen
Im Herzen dieser Kollektion liegen die Mondsteine – für mich die perfekten Stein-Botschafter, die Ost und West verbinden. In asiatischen Kulturen, besonders in Indien und Sri Lanka, gelten Mondsteine seit Jahrhunderten als heilig, verbunden mit Gottheiten, gutem Glück, innerem Wachstum und weiblicher Energie. Sie wurden über alte Handelsrouten bis nach Europa gebracht. Auch in der chinesischen Kultur spielen sie eine Rolle, indem sie die Mondsymbolik aufgreifen und mit Themen wie Gelassenheit verbunden sind.
In Europa schätzte man Mondsteine als Talismane für Schutz, Intuition und göttliche weibliche Kraft. Die alten Römer glaubten sogar, Mondsteine seien verfestigtes Mondlicht. Während des Art Nouveau waren Juweliere wie René Lalique von ihren geheimnisvollen Schimmer fasziniert – diesem ätherischen blau-weißen Licht, das über den Stein tanzt wie Mondlicht auf Wasser. Lalique setzte Mondsteine oft in fantastischen, von der Natur inspirierten Stücken ein, wie seinen berühmten Libellenbroschen.
Indem ich Mondsteine in den Mittelpunkt stelle, habe ich den idealen Edelstein gefunden, der diese kulturellen Welten vereint. Sie sprechen die fließende, organische Ästhetik des Art Nouveau an und ehren gleichzeitig die tiefen spirituellen und künstlerischen Traditionen Asiens. Jeder Stein wird so zu einer Brücke.
Diese Kollektion repräsentiert meine persönliche Reise, meinen kreativen Prozess und all die faszinierenden historischen Puzzleteile, die ich entdecken durfte. Sie ist nicht nur Schmuck; sie ist eine Fortsetzung einer wunderschönen, jahrhundertealten transkulturellen Konversation, vereint nun im mystischen Glanz des Mondsteins und in meiner eigenen Interpretation.
Die Entstehung der "Moon Collection": Ein Blick hinter die Kulissen
Daher freue ich mich unglaublich, dass die "Moon Collection" nun endlich vollständig ist und das Licht der Welt erblickt hat! Mit ihren 11 einzigartigen Stücken erzählt jedes einzelne seine ganz eigene Geschichte. Die Idee zu diesen Schmuckstücken entwickelte sich während meiner Zeit in Rom, und zurück in Lübeck machte ich mich mit Feuereifer an die Umsetzung. Während ich normalerweise mit dem Wachsschmelzverfahren arbeite, kam dieses Mal ein 3D-Programm zum Einsatz, was für diese detaillierten Stücke viel präziser war. Nach ersten Ideen und Skizzen wurden die Designs in 3D entwickelt, ausgedruckt und anschließend gegossen. Dafür habe ich eng mit einer spezialisierten Manufaktur in Norditalien und meinen Dozenten in Rom zusammengearbeitet und die Steine anschließend direkt dort von erfahrenen Edelsteinfassern einsetzen lassen. Es war eine ganz schön lange und spannende Kette von Schritten und Kooperationen, die diese Stücke durchlaufen sind, damit sie nun endlich hier sind und ich sie euch zeigen kann.
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